Die Galerie Gisèle Linder zeigt zum ersten Mal eine Einzelausstellung von Ursula Palla, nachdem diese bei der ART Basel mit dabei war bzw. 2016 mit Andreas Schneider kombiniert wurde.
Unter dem Titel „Talking to the moon“ sind die Exponate zu einem assoziativen, fragilen Gefüge vereint.
Die in Zürich lebende Künstlerin ist in der Schweizer Videokunstszene mit ihren Tier- bzw. Pflanzen-Videos bekannt. Weniger im Bewusstsein sind ihre Objekte, Installationen sowie Fotografien. Spannend an der monographischen Präsentation ist, dass die unterschiedlichsten Facetten des Oeuvres und Leitthemen deutlich hervortreten.
Dem Video haftet medienbedingt der Charakter von Flüchtigem, Ephemeren an. Wohl deshalb verwendet es Ursula Palla (Video) häufig; ist doch ihr übergeordnetes Thema die Vergänglichkeit/Zerstörung von Natur und Kultur. Der Künstlerin gelingt es immer wieder, verschiedene mediale Möglichkeiten zugunsten einer inhaltlichen Aussage auszuloten und zu neuen Verwendungsweisen von Projektionen oder Monitoren zu gelangen. Wichtig ist für Ursula Palla auch die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, insbesondere Van Gogh und Dürer, oder den Anfängen des Films. Genres wie Stillleben, Landschaft oder Tierstück überführt sie so in unsere Zeit.
Die fünf Videos bzw. Videoinstallationen in der Galerie Gisèle Linder knüpfen an die Vanitas-Motivik von Stilllebenmalerei an: Geschirr, Blumen, Vase, Geld, Objekte. Im Video „Porzellan“ (2017/18) wird das einstige „Sonntagsgeschirr“ so lange aufgestapelt, bis der Turm ins Rutschen kommt und Scherben splittern. Mehrfach versucht, erscheint dieses Tun sinnlos. In einer ähnlichen Situation befindet sich auch ein Elefant. Im Video „elephant’s breath“ (2018) hat er einen äusserst kleinen Spielraum, noch kleiner, als es sein Zoogehege ihm erlauben würde. Den Filmbildern ist die Farbe entzogen und der gewaltige Körper gelangt nur Bruchstückhaft in den Bildausschnitt. So erscheint der Elefant als ebenso zerbrechlich wie Tassen und Teller.
Träume und Streben nach Glück werden mit dem Ausstellungstitel, der Anrede an den Mond, verbunden, wobei mit der romantischen Geste sogleich das Scheitern mitbedacht ist. In der Sehnsucht ist die Unerreichbarkeit thematisiert; in den bescheidenen Micro-Paradiesen deren Zerfall.
„Waldwiese“ (2018) heissen mehrere kleine Unikate aus Bronze, die auf Abgüsse von Laub, Ästen und Schlamm basieren. Die feingliedrigen, dünnen Bas-Reliefs wirken jedoch ebenso gefährdet wie die Videos und lassen diese in neuem Licht erscheinen. Der Wunsch nach „etwas Beständigem“ wird bei Ursula Palla zu einer Fixierung von Sich-Im-Verfall-Befindendes.
Ursula Palla : “Talking to the moon“, Galerie Gisèle Linder, Basel, 20.01. – 10.03.2018
Andrea Domesle